Foto: cameramuseum.ch/MSAP - Sammlungen
Athletissima, Lausanne, 110 Meter Hürden, Fotofinish Omega Photosprint II, 1985.

Freitag, 21. Januar 2022 / 18:18:37

Fotografie und Uhrmacherei

Das Schweizer Kameramuseum in Vevey zeigt vom 20. Januar bis 21. August 2022 die Sonderaustellung «Fotografie und Uhrmacherei», in der die Zwischenkriegszeit beleuchtet wird, als angesichts der Wirtschaftskrisen das Know-how der Schweizer Uhrenindustrie eine Diversifizierung in der Herstellung von Fotoapparaten fand.

Die Fotografie und die Uhrmacherei sind zentrale Techniken der westlichen Moderne und beruhen beide auf der genauen Beherrschung der Zeit. Sowohl wörtlich als auch symbolisch fassen sie die Zeit in ein Gehäuse. Ihre Nähe ist so gross, dass Roland Barthes von der Fotografie als einer «Uhr zum Sehen» sprach. Dennoch wurden ihre engen Verbindungen bislang erstaunlich wenig beachtet.

In der Zwischenkriegszeit, angesichts der Wirtschaftskrisen, fand das Know-how der Schweizer Uhrmacherei eine Diversifizierung in der Herstellung von Fotoapparaten. Von der Fotografie zur Uhrmacherei ist es zwar der Schritt von der Optik zur Chemie, aber vor allem die gemeinsame Basis der Präzisionsmechanik mit ihren Rädern, Federn, Hebeln, Zählern und millimetergenauen Schachtelungen. Vom Vallée de Joux bis zum Aargau beginnen Unternehmen mit der Herstellung von hochwertigen Kameras.

  • LeCoultre bietet den Compass (1937) an, ein Meisterwerk der Miniaturtechnologie, eine Meisterleistung mit zahlreichen Funktionen.
  • Die Alpa de Pignons (1944) war in der Nachkriegszeit ein grosser internationaler Erfolg, der von dem Slogan «Die Kamera der Schweizer Uhrmacher» getragen wurde.
  • Die Taubenkamera Michel (1937) ist der Vorläufer der Drohnenkamera: Sie ermöglicht Luftaufnahmen in geringer Höhe, die für militärische Aufklärungsmissionen bestimmt sind.
  • Die Tessina von Siegrist (1960) ist so kompakt, dass sie wie eine Uhr am Handgelenk getragen werden kann; sie ist eines der Fetischgeräte für die Spionage im Kalten Krieg.
  • Das Fotofinish wird in der Nachkriegszeit von Omega, Longines und bald auch von Swiss Timing entwickelt und ist heute bei Sportwettkämpfen aktueller denn je. Es macht die Fotografie zu einer echten visuellen Uhr, die die Dehnung der Zeit bis in ihre kleinsten Dimensionen zeigt.

Die Ausstellung lädt zu dieser neuartigen Erkundung ein und wird von einer umfangreichen Publikation des Verlags Editions Infolio begleitet, die Ende Februar 2022 erscheinen wird. Die Publikation enthält Fallstudien, thematische Essays und eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Fotografie und Uhrmacherei. Ausstellung und Publikation sind das Ergebnis eines Forschungsprojekts, das in enger Partnerschaft mit der Universität Lausanne durchgeführt wurde.

Fotografie und Uhrmacherei
Vom 20. Januar bis 21. August 2022

Schweizer Kameramuseum
Grande Place 99
1800 Vevey/Suisse

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag und montags an Feiertagen
mit Gesundheitspass
11:00 Uhr - 17:30 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 9.- CHF / ermässigt 7,- CHF
www.cameramuseum.ch

Felix Steinbild (Quelle: news.ch/pd)

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